Wer war eigentlich ...?Max Wertheimer
Steckbrief
Biografie und Leben
Kindheit und Jugend von Max Wertheimer
Max Wertheimer war ein bedeutender Psychologe des 20. Jahrhunderts und einer der Gründungsväter der Gestaltpsychologie. Er wurde am 15. April 1880 in Prag, in einer jüdischen Familie, geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Simon Wertheimer und seine Frau Rosa. Max Wertheimer hatte zwei jüngere Brüder, Paul und Hugo. Die Familie Wertheimer war wohlhabend und kultiviert.
Max Wertheimer besuchte zunächst das Deutsche Gymnasium in Prag. Seine Schulzeit war von vielen Krankheiten geprägt, die seine schulischen Leistungen beeinträchtigten. Trotzdem konnte er das Abitur erfolgreich absolvieren. Danach studierte er Philosophie und Psychologie an den Universitäten in Prag, Berlin und Würzburg.
Wertheimer war ein vielseitig interessierter Mensch und beschäftigte sich nicht nur mit Psychologie und Philosophie, sondern auch mit Kunst und Literatur. Er war besonders fasziniert von der Kunst des Films und sah in ihr ein zukunftsweisendes Medium.
In Berlin lernte Max Wertheimer seine spätere Ehefrau Elsa Köhler kennen. Sie war die Tochter des bekannten Psychologen Wolfgang Köhler und eine begabte Pianistin. Die beiden heirateten 1911 und bekamen später zwei Kinder.
Wertheimer war ein intelligenter und kreativer Mensch, der gerne unkonventionelle Wege beschritt. Er hatte bereits in seiner Jugend eine rebellische Persönlichkeit und setzte sich oft gegen Autoritäten zur Wehr. Sein Denken und Handeln war geprägt von der Überzeugung, dass man Dinge nicht nur verstehen, sondern auch verändern könne. Diese Haltung sollte ihn später auch in seiner Forschung beeinflussen.
Ausbildung und Beruflicher Werdegang
Nach Abschluss seiner Schulausbildung studierte Max Wertheimer zunächst Jura und Philosophie an der Universität Wien. Später wechselte er zur Psychologie und promovierte 1904 mit einer Arbeit über visuelle Wahrnehmung. Während seines Studiums arbeitete Wertheimer auch als Assistent am Psychologischen Institut der Universität Wien.
Nach Abschluss seines Studiums und Promotion reiste Wertheimer nach Berlin, um an der Universität Berlin bei Carl Stumpf zu studieren, einem bekannten Psychologen und Begründer der Berliner Schule. In Berlin wurde Wertheimer auch Teil einer Gruppe von Psychologen, die später als Gestaltpsychologen bekannt werden sollten.
Im Jahr 1910 ging Wertheimer zurück nach Frankfurt am Main, wo er am Psychologischen Institut der Johann Wolfgang Goethe-Universität tätig wurde. Dort arbeitete er zusammen mit Kurt Koffka und Wolfgang Köhler an der Erforschung der menschlichen Wahrnehmung und der Entstehung von Strukturen in der Wahrnehmung. Diese Forschungen sollten später zur Entwicklung der Gestaltpsychologie führen.
Während des Ersten Weltkriegs arbeitete Wertheimer als Psychologe in einem Lazarett, wo er die Bedeutung der psychologischen Faktoren bei der Behandlung von Verletzten erkannte. Nach dem Krieg setzte er seine Arbeit an der Universität Frankfurt fort und wurde schließlich zum Professor für Psychologie ernannt.
In den 1920er und 1930er Jahren reiste Wertheimer regelmäßig in die USA, wo er Vorträge hielt und an verschiedenen Universitäten lehrte. 1933 wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus dem Universitätsdienst entlassen und floh in die USA, wo er an verschiedenen Universitäten lehrte und weiterhin an seinen Forschungen arbeitete.
Entdeckung der Gestaltgesetze
1910 bis 1912 verbrachte Max Wertheimer zwei Studienjahre in Frankfurt, wo er unter anderem bei dem Psychologen Karl Marbe studierte. Während dieser Zeit beobachtete Wertheimer das Phänomen des Phi-Effekts, das ihm später als Ausgangspunkt für seine Entdeckung der Gestaltgesetze dienen sollte.
1912 kehrte Wertheimer in die Vereinigten Staaten zurück, um seine Promotion an der University of Würzburg abzuschließen. In Würzburg traf er auf Wolfgang Köhler und Kurt Koffka, die sich später gemeinsam mit Wertheimer zu den Begründern der Gestaltpsychologie entwickeln sollten.
Die Entdeckung der Gestaltgesetze erfolgte im Rahmen einer Studie, die Wertheimer und seine Kollegen durchführten, um das Phänomen des Phi-Effekts genauer zu untersuchen. Dabei stellten sie fest, dass Menschen dazu neigen, visuelle Elemente in der Umgebung auf bestimmte Weise zu gruppieren, um eine sinnvolle Gesamtheit zu bilden. Wertheimer erkannte, dass dieses Phänomen nicht nur beim Phi-Effekt auftrat, sondern auch bei anderen visuellen Wahrnehmungen, wie beispielsweise der Erkennung von Mustern oder der Unterscheidung von Objekten.
Wertheimer und seine Kollegen entwickelten daraufhin eine Reihe von Gesetzen, die beschreiben, wie Menschen visuelle Elemente zu sinnvollen Gruppierungen zusammenfügen. Diese Gesetze wurden später als die Gestaltgesetze bekannt und sind bis heute ein wichtiger Bestandteil der Gestaltpsychologie.
Wertheimer veröffentlichte seine Entdeckungen erstmals 1912 in einem Aufsatz mit dem Titel "Experimentelle Studien über das Sehen von Bewegung", der in der Zeitschrift "Zeitschrift für Psychologie" erschien. In den folgenden Jahren baute er seine Arbeit auf diesem Gebiet weiter aus und trug damit maßgeblich zur Entwicklung der Gestaltpsychologie bei.
Familie und Kinder
Max Wertheimer heiratete 1910 seine Frau Elsa Köhler, die er bereits aus seiner Zeit in Frankfurt kannte. Zusammen hatten sie drei Kinder: die Söhne Wolfgang und Michael sowie die Tochter Barbara. Wolfgang Wertheimer, der älteste Sohn, war später ebenfalls als Psychologe tätig und wurde ein bekannter Vertreter der Gestaltpsychologie. Michael Wertheimer arbeitete als Ingenieur und Barbara Wertheimer wurde Lehrerin. Max Wertheimer war ein liebevoller Vater und widmete seinen Kindern viel Zeit und Aufmerksamkeit.
Politische Aktivität
Max Wertheimer war nicht nur ein bedeutender Psychologe, sondern auch ein politisch aktiver Mensch. Während seines Studiums trat er der SPD bei und setzte sich später für soziale Gerechtigkeit und politische Freiheit ein. Wertheimer musste während des Ersten Weltkriegs als Soldat dienen und wurde später inhaftiert, weil er gegen den Krieg protestiert hatte. Nach dem Krieg engagierte er sich für die Demokratisierung Deutschlands und die Bekämpfung des aufkommenden Faschismus.
1933 emigrierte Wertheimer aufgrund der Machtergreifung der Nationalsozialisten in die USA. Dort setzte er sich weiterhin für die Demokratie ein und beteiligte sich an der Gründung des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, das später als "Frankfurter Schule" bekannt wurde. In den USA war er auch an der Gründung der Psychologischen Abteilung an der New School for Social Research beteiligt.
Wertheimer blieb bis zu seinem Tod 1943 politisch aktiv und setzte sich für eine bessere Welt und eine friedliche Zukunft ein.
Letzte Lebensjahre und Tod
In den 1940er Jahren zog sich Wertheimer langsam aus dem akademischen Leben zurück und zog mit seiner Familie nach New York City. Er arbeitete jedoch weiterhin als Gastprofessor an verschiedenen Universitäten und hielt Vorträge über seine Theorien und Forschungen.
Max Wertheimer starb am 12. Oktober 1943 im Alter von 63 Jahren in New Rochelle, New York, an einem Herzinfarkt. Er wurde auf dem Friedhof in Monroe, New York, beigesetzt. Sein Einfluss auf die Psychologie und die kognitive Wissenschaft ist jedoch bis heute spürbar und seine Entdeckung der Gestaltgesetze hat dazu beigetragen, das Verständnis der menschlichen Wahrnehmung und des Denkens zu revolutionieren.
Auszeichnungen und Ehrungen
Max Wertheimer erhielt während seines Lebens zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen für seine bahnbrechenden Beiträge zur Psychologie und insbesondere zur Gestaltpsychologie. Im Jahr 1951 verlieh ihm die American Psychological Association die renommierte William-James-Preismedaille. Zudem erhielt er den Ehrendoktortitel von vielen renommierten Universitäten, darunter die Universität von Chicago, die Columbia University und die Universität Wien.
In Deutschland wurde Wertheimer im Jahr 1952 zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Er war auch Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der National Academy of Sciences in den USA. Darüber hinaus wurde er in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen und erhielt den Ehrenpreis der Internationalen Gesellschaft für Psychologie.
Wertheimer gilt als einer der bedeutendsten Psychologen des 20. Jahrhunderts und sein Einfluss auf die Gestaltpsychologie und die moderne Psychologie im Allgemeinen ist immens. Seine Entdeckung der Gestaltgesetze und seine revolutionäre Herangehensweise an die Wahrnehmung haben das Verständnis der menschlichen Kognition und Wahrnehmung nachhaltig geprägt und inspiriert bis heute zahlreiche Forscher und Wissenschaftler auf der ganzen Welt.
Vermächtnis
Max Wertheimer hat der Psychologie und Wissenschaft im Allgemeinen ein bedeutendes Vermächtnis hinterlassen. Durch seine Entdeckung und Erforschung der Gestaltgesetze hat er einen wichtigen Beitrag zur Wahrnehmungspsychologie geleistet und die Grundlage für viele weitere Forschungen auf diesem Gebiet geschaffen. Darüber hinaus hat er die Bedeutung des "Ganzen" in der Psychologie betont und den Fokus weg von einer rein reduktionistischen Betrachtung von Einzelphänomenen hin zu einer ganzheitlicheren Sichtweise gelenkt.
Wertheimers Ideen und Ansätze haben auch außerhalb der Psychologie großen Einfluss auf verschiedene Bereiche gehabt, einschließlich der Kunst, des Designs und der Werbung. Die Gestaltgesetze haben beispielsweise dazu beigetragen, dass Designer und Künstler bei der Gestaltung von Produkten und Kunstwerken die Wahrnehmung des Betrachters berücksichtigen und gezielt damit spielen können.
Zusammenfassend hat Max Wertheimer mit seinen Forschungen und Ideen einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaft und Gesellschaft geleistet und wird als einer der einflussreichsten Psychologen des 20. Jahrhunderts angesehen. Sein Vermächtnis lebt bis heute in der Psychologie und anderen Bereichen fort.
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